Wer ich bin
– und wer ich immer sein wollte.
Dragqueen bin nur nur per Zufall geworden. Quasi über die Zeit in die Rolle hinein gewachsen. Oder die Rolle mit mir gewachsen?
Zu Veranstaltungen mit meinen ersten “Gehversuchen” in Highheels ging ich bereits 2012. Von einer Dragqueen, war das aber noch sehr weit entfernt. Über die darauf folgenden Jahre häuften sich aber die Gelegenheiten in Heels auszugehen. Meist mit “Boyhair”, kaum, bis gar kein Makeup, dafür Highheels und auffällige Jumpsuits. Der Name “Erika” wurde häufiger verwendet – ein Zufallsprodukt.
Im Oktober 2015 wurde es für mich offiziell. Es begann die Planung meiner ersten öffentlichen Nummer als Dragqueen, Social Media Aufrtitte wurden eingerichtet und Erika Empire damit geboren. In meiner anfänglichen Zeit war die Vision meines Charakters, eine etwas verbitterte, altreiche Dame aus Wien zu sein. Diese Vision hat sich jedoch relativ oft geändert – es began die lange Phase der Selbstfindung. Wer möchte ich als Dragqueen eigentlich sein? Und wer bin eigentlich ich?
Diese Frage wurde damit beantwortet, dass ich, und damit auch ich als Erika, ganz viele Dinge bin. Daher hat “Erika” für mich viele Formen und Charaktere. Einige davon treten häufiger und prominenter in Erscheinung – andere sind eine seltene Ausnahme.
Und damit hab ich auch meine größte Freude an der Kunstform Drag gefunden – jederzeit frei entscheiden zu können, wer ich bin.
Wenn ich die Zeit hätte mehr zu erzählen?
Die Diva
Ein Beispiel für eine prominete Rolle, welche gerne Platz auf einer Bühne einnimmt: Die Diva.
Weite Roben, große Kleider mit ausladenden Umhängen und darunter elegante Unterwäsche. Das Haar meist halblang und in natürlichen, häufig rötlichen, Tönen.
Die Diva füllt große Bühnen mit noch größeren Auftritten. Sie ist selbstsicher, selbstverliebt und selbstgerecht. Alle Gefühle sind gespielt, übertrieben und zur Schau gestellt. “Liebt mich, denn ich tue es auch!”, ist ihr Leitbild.
Und in all dieser Übertriebenheit, steckt doch ein wenig die Möglichkeit echte Gefühle zu empfinden. Von der Bühne abgehen, sich zurückziehen und eine Verbindung zu der gespielten Emotion herstellen – und sich plötzlich so intensiv spüren wie sonst nie.
Anti-Erika
Im Laufe meines Drag-Daseins entstanden plötzlich Erwartungen an mich und meine Drag-Figur. Es schien „ausdefiniert“ zu sein, wer und was Erika ist.
Anti-Erika ist all das, was Erika eigentlich nicht sein durfte. Edgy, frech, jugendlich – das alles mit einem Styling, dass ein wenig „off“ ist.
Selbstbewusst und mit einer Scheiß-drauf-Mentalität wird in Sneakern performt und die Songauswahl fällt auf Genres, auf welche ich sonst nicht zurückgreife.
Anti-Erika hat Erika gerettet. In einer Zeit in welcher ich mich in meinen Drag eingesperrt fühlte, kam der Freibruch und damit eine neue Freiheit.
Die Mutter
Als eine eher private Figur, tritt “die Mutter” eher selten auf eine Bühne oder den öffentlichen Raum im Allgemeinen.
Sie ist ein ruhiger und verständnisvoller Teil meiner Drag-Persona. Elegant, erwachsen und gefühlvoll.